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Schauspiel 'Hamlet/Ophelia' im Grillo Theater
Mit dem Stück „Hamlet/Ophelia“ präsentiert das Grillo Theater in Essen einen Stoff, der sehr an unser Jetzt erinnert. Das Blutrünstige und Respektlose wird sehr gut von Regisseurin Selen Kara auf die Bühne gebracht.

Der Stoff ist brutal. Hamlet (Christopher Heisler) sinnt nach Rache. Sein Onkel (Mansur Ajang) hat seinen Vater ermordet, um selbst den Thron zu bestiegen. Obendrein liebt er Ophelia (Beritan Balci), die ebenso versucht sich aus ihrer zugeteilten Rolle zu befreien. Im Staate herrscht Aufruhr, die Revolution droht. Gibt es noch Raum für Liebe und eine Gesellschaft, die zusammen hält, wie Ophelia es vorleben möchte? Darf man Respekt vor seinen Mitmenschen haben, wenn man spürt, dass man anders nicht handeln kann, um aufzurütteln? Kriege, Messerattacken oder sonstige Kriminalität nehmen global und national immer stärker zu. Egoismus greift um sich. Da ist Hamlet genau der richtige Protagonist, der diese gesellschaftlichen Missstände als Figur schauspielerisch verkörpert.

Es ist eine Bühne mit Hierarchien, eine dunkle Treppe, die keine gute Vorahnung erkennen lässt. Hamlet ist innerlich zerrissen. Soll er handeln oder zögern? Ernst trifft auf Humor, damit es nicht ganz so brutal wirkt. Jan Pröhl agiert als Polonius unnachahmlich gut, während Ophelia auf die Liebe hofft. Rosencrantz und Güldenstern (Nicolas Matthews und Arisha Pakdel) wirken wie Clowns oder Narren, teilweise mit Slapstick. Der Humor kommt nicht zu kurz. Wie ist die Regie der Macht definiert, ehrlich oder verlogen? Das gesellschaftliche Stellungsspiel wird klar erzählt. Höflichkeit ist auf der Strecke geblieben. Der Mensch ist ein Tier, ein Viertel Weisheit, drei Viertel Feigheit. Die Verhöhnung anderer greift um sich. Man muss sich nur den US-Wahlkampf betrachten. Vertrauen in die Regierenden fehlt. Das Stück agiert ganz nahe an der Wirklichkeit. Wie geht man mit der Schuld um?

Eigentlich sollte die Freude am Leben im gesellschaftlichen Mittelpunkt stehen, so sieht es Ophelia. Das Leben ist zu kurz und danach ist es zu spät. Ein Unglück folgt hier aber auf das andere. Da wird die Treppe wird zum Friedhof , mit Totenköpfen garniert. Es gibt auch Überraschungsmomente. Kurz vor der Pause wird es in den ersten Reihen nass. Eine große Symbolik charakterisiert die erhellte Schlussszene. Ist man im Reich der Toten endlich angekommen? Hat das Böse gesiegt? „Der Rest ist Schweigen“, so der treffende Schlusssatz, bevor die Bühne dunkel wird. Das Finale ist anschließend der richtige Moment, um das Transparent „Zusammen gegen den Hass“ gemeinsam auf der Bühne in die Höhe zu heben, was mit viel Applaus bedacht wurde.

Was nicht so gut herausgearbeitet ist, ist die Wandlung der Rolle von Mann und Frau, was ein wichtiger Aspekt im Stück sein soll. Das stört allerdings überhaupt nicht, denn der Stoff ist so packend und die Inszenierung überzeugt auch so auf ganzer Linie, wie auch der Soundtrack.

Datum: 16. Oktober 2024

www.theater-essen.de



Schauspiel 'Hamlet/Ophelia' im Grillo Theater, Foto: Nils Heck

Schauspiel 'Hamlet/Ophelia' im Grillo Theater

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