Das Schauspiel Hannover war mit seinem „Hamlet“ zu Gast im Theater Duisburg. Mit Torben Kessler in der Hauptrolle wusste das Ensemble zu überzeugen. Das Shakespeare-Drama ist heute noch so aktuell wie früher. Solange der Mensch eine Keule in die Hand genommen hat, sinnt er Rache für das Leid, dass man seiner Seite angetan hat. Blickt man heute auf zahlreiche, weltweite Krisenherde, so hat sich daran nichts geändert. Leid wird stumpfsinnig mit Leid vergolten, ohne einen Hauch von Frieden zu erkennen. Willkommen in der modernen Steinzeit. Die Inszenierung konzentriert sich auf die sieben Akteure, die gewissen, klassischen Sprachbildern folgen. Man schätzt durchaus die Sprache Shakespeare mit ihrer ganzen Poesie, nutzt jedoch auch die moderne Sprache. Dabei sind alle Personen stets für das Publikum sichtbar, treten in Dialoge ein, wenn sie an der Reihe sind. Alles wirkt modern, aus unserer heutigen Zeit heraus und hier und da ziemlich bildhaft. Die dunkelgraue Wand als Spielfläche symbolisiert den bereits vollendeten Tod des alten Königs. Auch die später schwarze Sonnenbrille der Königin (Irene Kogler) ist deutlich. So spielt man mit kleinen, optischen Zeichen, während Hamlet von Wahnsinn platzt. Auch heute werden Regierungskritiker gerne man von Despoten verhaftet oder zwangsweise ins Ausland abgeschoben. Schön dabei ist wiederum die Symbolik des neuen Königs (Philippe Goos). Seine jämmerlich wirkende Krone dokumentiert seinen wahren Zustand, trotz der königlichen Machtworte. Sein gespielter Machteinfluss kann nicht seine Schuld überdecken. Mit Gewalt lässt sich die Vergangenheit nicht vergessen machen. Das Fanal wird schließlich durch Hamlets Gespräch durch den Schädel eines verstorbenen Narren aus der Ahnengruft eingeleitet, wie ein Ruf aus der Vergangenheit, der die handelnden Figuren der Lächerlichkeit preisgibt, während Kriegslärm zu hören ist. Habt ihr etwa immer noch nichts gelernt? Als alles vollbracht ist hört man nur noch das Schweigen von Verstorbenen auf einem Haufen jämmerlich Gescheiterter. Bei Königs ist viel los. Das ist heute nicht anders als früher. Diese Inszenierung ist ein wirklich eindrucksvoller Spiegel moderner Machtstrukturen sowie ihrer oft kümmerlichen Fähigkeit zur Macht. Regie führte Lisa Nielebock. Datum: 23. Januar 2024 www.theater-duisburg.de |
Szenenfoto, Foto: Kerstin Schomburg nächstes Foto |