Mit dem Stück „Grabeland“ präsentiert das Theater Oberhausen sehr sehenswert ein Stück mit Lokalkolorit und Geschichtsbewältigung. Regie führte Intendantin Kathrin Mädler. Alles spielt in den 1930er und 40er Jahren der Nazizeit. Der Krieg naht und die Armee braucht Fallschirme. Seide ist dafür enorm wichtig. Sie ist reißfest, allerdings ist sie Mangelware. So werden Bergleute im Pott im Nebenerwerb zu Seidenraupenzüchtern. Eine Vorzeigeanlage hat ist mit bis zu 500.000 Raupen bestückt. Dabei ist die Zucht zeitaufwendig und gar nicht so unkompliziert. So wird allerdings der Stolz der gesellschaftlich einfachen Züchter geweckt, für sein Vaterland einen wertvollen Dienst zu erweisen. Schorsch (David Lau), Gustav (Philipp Quest), Lotte (Simin Soraya) der Chor (Daniel Rothaug) haben dabei alle unterschiedliche Ansichten, sind skeptisch oder stolz, warnen oder sind euphorisch. Man kann als Dank sogar ein schickes Haus von enteigneten Juden günstig erwerben. Doch die Ehe und die unterschiedlichen moralischen Ansichten der Ehepartner lassen das zweifelhafte Glück schnell zerschellen. Schön ist auch der einstimmige Chor, der die Fähnchen der Bevölkerung mit einbringt und gerne das Geschehen kommentiert, bzw. provoziert. Das Erwartete tritt natürlich nicht so ein wie versprochen. Der Herr Minister aus Berlin wird ihnen nicht persönlich danken und die britischen Bomben beenden schließlich die Seidenraupenzucht. Als Bühnenbild hat man geschickt ein überdimensioniertes Regal gebaut. Die Einlegebretter lassen sich variieren. Man kommt sich näher oder entfernt sich voneinander. Das Positionsspiel wird dadurch interessant gestaltet. Der Stoff stammt von Schriftstellerin Nora Bossong ist original recherchiert. Sie war Metropolenschreiberin Ruhr der Broststiftung, hat sich dabei um dieses Thema gekümmert. Es gibt wirklich Dinge, die auch mal auf den Tisch müssen, so sehr sie auch scheinbar ein Nebenaspekt sind. Trotzdem dokumentiert der Stoff die angespannte Lage in der NS-Zeit und den Umgang mit dem damals neuen Regime. Schwimmt man gedankenlos mit dem Strom oder gönnt man sich eine eigene Meinung? Datum: 31. Oktober 2024 theater-oberhausen.de |
Schaupiel 'Grabeland' im Theater Oberhausen, Foto: Forster nächstes Foto |