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Das Schauspielhaus Bochum präsentiert das sehr gut gelungene Stück „Meine geniale Freundin“, ein klasse Theaterereignis. Die sechs Stunden lange Geschichte zweier Freundinnen von Elena Ferrante beeindruckt durch die Handlung und die schauspielerischen Leistungen. Regie führte Johan Simons. Es ist die Geschichte von Lenú (Jele Brückner) und Lila (Stacyian Jackson) ab ca. 1950, die in einem nicht besonders wohlhabenden Viertel von Neapel aufwachsen. Man ist katholisch, lässt nichts auf die Familie kommen und die Camorra kontrolliert das alltägliche Leben. Beide sind schlau in der Schule und haben sogar ein gemeinsames Gen in sich. Sie wollen raus aus dem Elend der Vororte. Da jede von ihnen eine völlig verschiedene Persönlichkeit ist, gehen sie ihren Plan unterschiedlich an, erleben auf ihre Art die Höhen und Tiefen des Lebens. Kaum ist man oben angekommen, fährt der Aufzug auch schon wieder hinunter. Man erlebt die wilden 68er, die Parolen der Kommunisten, Gewissensbisse oder Emotionen, bzw. den Versuch der Kontrolle über sich selbst. Schicksalsschläge in der Liebe säumen ihr Leben. Während Lenú studiert, als Autorin Karriere macht und einen Professor heiratet, versucht Lila ihr Glück zunächst ganz klassisch in einer reichen, unglücklichen Ehe. Im Gegensatz zu Lenú bleibt sie ihren Prinzipien treu, lernt auch das harte Leben in einem Schlachthof kennen. Sie verbiegt sich nicht, revoltiert gegen diverse, gesellschaftliche Gegebenheiten und nimmt dabei persönliche Nachteile für sich in kauf. Es ist eine Freundschaft, die trotz aller Verschiedenheiten der Protagonistinnen bis zum Ende bestehen bleibt. Man lässt sich nicht auseinander dividieren, egal welche Niederschläge, Erniedrigungen oder Schmerzen das Leben zu bieten hat. Sie bekommen Kinder. Das Glück hat jedenfalls selten ein Gesicht auf der Bühne. Lila träumt sogar davon, einmal völlig zu verschwinden. Sie schafft es schließlich auf ihre Art, sehr schmerzhaft für Lenú, denn ihre Freundin ist plötzlich irgendwo, wo es keiner weiß. So wird das Stück ein sehr gut inszeniertes vorgezogenes Tagebuch ihres Verschwindens, eingebettet in die Abhängigkeiten der Camorra, der katholischen Erziehung, der Gewalt durch Männer oder schöner Träume, die fast greifbar und doch stets so fern sind. Als Zuschauer ist es ein besonderes Erlebnis dabei zu sein. Man nimmt in jedem der drei Akte einen anderen Platz ein, zweimal im Zuschauerraum und einmal auf der Bühne, also ganz dicht dran. Die Bühnenposition ist dabei vielleicht die spannendste. Alles wird per Kamera live auf Leinwände vor und auf der Bühne übertragen. So kann man den Hauptprotagonistinnen auch ins Gesicht blicken. Man hat die Situation der Drehbühne sehr geschickt und gut gelöst, wie auch das Tempo der Handlung. Kann Chaos ein Lebensprinzip sein? Kann man dem Leben bewusst eine Ordnung geben? Dieser Stoff stellt Fragen an uns. Haben wir nicht auch alle Träume? Wie konsequent gehen wir diesen Weg und sind wir dabei glücklich? Alles ist im Leben vergänglich. Menschen beuten Menschen aus. Eines Tages lässt sich der Erdbeben nicht verhindern, auf der Theaterbühne oder im Leben. Manches verändert sich nie. Der Stoff berührt, weil er so sehr aus dem Alltag von uns allen entsprungen ist, egal welcher Gesellschaftsschicht man angehört. Kleider machen zwar Leute, aber macht Geld wirklich glücklich? Dieses tolle Stück sollte man sich nicht entgehen lassen, gerade wegen seiner sechs Stunden. In den beiden Pausen warten Brezel und italienische Spezialitäten, im Ticketpreis enthalten. Datum: 24. Januar 2025 www.schauspielhausbochum.de |
Schauspiel 'Meine geniale Freundin' im Schauspiel Bochum, Foto: Jörg Brüggemann/Ostkreuz![]() nächstes Foto |
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