Das Schauspiel Bochum präsentiert dieses Jahr schön das Familienstück „Nils Holgersson“. Die Geschichte des kleinen Menschen, der mit den Gänsen auf große Reise geht, hat Nils Zapfe inszeniert. Es ist eine lange Reise hoch in den Norden nach Lappland, eine unfreiwillige für Nils (Jakob Schmidt). Weil er sich nicht benehmen konnte, wurde er geschrumpft und fliegt nun auf dem Rücken einer Hausgans Martin (Linde Dercon), gemeinsam mit Wildgänsen (Danai Chatzipetrou, Meret König, Marlene Helling) in den nordischen Sommer, ein Paradies für Wildgänse. Die abenteuerliche Reise ist nicht nur eine Lebenserfahrung, sondern auch teilweise der warnende Zeigefinger für ein besseres Miteinander zwischen Menschen und Tieren auf unserem Planeten. Das schöne Bühnenbild von Grit Dora von Zeschau, die auch für die Kostüme zuständig zeichnet, besteht aus Wolken. Wie lässt man auf einer irdischen Bühne die Gänse fliegen? Das funktioniert gut. Ihre Bewegungen ähneln dem von physischem Theater, einer Art sich geschickt wiederholenden Tanzsprache, kombiniert mit der klasse Live-Musik von Christoph Hamann, die schon teilweise akustisch höher schwebt. Die Zwischenstopps an Land lassen sich musikalisch so gut unterscheiden. So kommt der Fuchs Smirre (Nina Seils) gut zur Geltung, natürlich ganz in Rot. Gefräßig ist er nicht, eher einsam und durchs einen grausamen Ruf frustriert. Alle gehen ihm aus dem Weg. Die Einsamkeit macht ihn nur scheinbar aggressiv. Es geht um Freundschaft und die Fähigkeit, Vorurteile abzubauen. Menschen sind im Gänsereich eigentlich unerwünscht und selbst Wild- und Hausgänse sind sich nicht grün. Die Gefahren unterwegs lassen jedoch alle zusammenhalten. Man beschützt sich gegenseitig. So lernen Kinder, dass Vielfalt im Leben durchaus nützlich sein kann. Erst spät erfährt man, dass es die Fantasie der Autorin Selma Lagerlöf (Johanna Wieking) ist, die auf der Bühne an ihrer Geschichte schreibt. Als Figur taucht sie erst recht spät auf. Vorher gibt es einen Bär oder einen Hasen zu erleben. Ja, man sollte sich an Abmachungen halten, sonst wird man verbannt und einsam zurückgelassen. Das möchten auch Fuchs und Bär nicht. Eine gute Idee ist die Darstellung der Sonne in Lappland. Sie ist der Arbeit überdrüssig, seit fünf Milliarden Jahren permanent im Einsatz. Auf der Bühne kommt sie als goldener Astronaut auf die Erde, mit einem Lichtstrahler auf dem Rücken. Schließlich wird alles wieder gut. Der Fuchs wird einsichtig und lieb und Nils wieder ein großer Junge. Kinder müssen sich hier nicht fürchten. Die Drohungen des Fuchses erweisen sich schnell als leere Drohungen. Es ist aber gefühlt eher eine poetische Inszenierung, keine rasante im Sinne von Kindern. Sie fordert die volle Konzentration. Die Kinder im Publikum betrachten ruhig und gespannt das Geschehen. Datum: 17. November 2024 www.schauspielhausbochum.de |
Schauspiel 'Frankenstein' im Schauspielhaus Bochum, Foto: Marianna Wytyczak nächstes Foto |