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Oper 'La Forza ...' im Aalto Theater in Essen
Das Aalto Theater präsentiert die sehr gelungene Operninszenierung „La Forza ...“ von Giuseppe Verdi. Der Stoff von einer chaotischen Welt aus dem Jahre 1862 ist heute noch ziemlich aktuell. Regie führte Sláva Daubnerová.

Den vollständigen Namen der Oper sollte besser nicht aussprechen oder ausschreiben, denn es geht um echtes Schicksal in mehrfacher Art. Im Laufe der Geschichte hat es sich im Umfeld der Oper wohl öfters mal zugetragen. Der Aberglaube wirkt bis heute. So erfuhr das Publikum es in der Einführung vor Ort.

Wir leben in einer Welt voller Krisen und gesellschaftlicher Probleme. Emanzipation ist für viele Länder dieser Erde ein staatlich verordnetes Fremdwort. Das Patriarchat ist selbst in Deutschland noch nicht ausgestorben. Leider ist auch das Wort „Krieg“ nie zu einem Fremdwort geworden. Beide Thematiken sind der rote Faden für einen Abend, der vom Schicksal geprägt wird. Ein Happy End sieht anders aus. Es ist eher ein Opern-Krimi in vier Akten, mit am Ende zwei Toten, nur Alvaro überlebt vom handelnden Trio.

Das Geschehen dreht sich um Donna Leonora (Astrik Khanamiryan), die auch gesanglich heraus sticht, eine klasse Partie. Sie darf ihren Alvaro nicht ehelichen, da der Vater Einspruch eingelegt hat. Bei diesem Konflikt im Haus kommt der Vater durch einen Schuss zu Tode, Leonora und Alvaro fliehen, verlieren sich jedoch aus den Augen. Sie flüchtet in ein Kloster und er zunächst in die Armee, die sich gerade im Krieg befindet. Schließlich ist da noch ihr Bruder Carlo, der Rache an Alvaro schwört.

Die recht verworrene Handlung ist in der Inszenierung klar zu erkennen. Sláva Daubnerová hat die Hauptfiguren sehr gut herausgearbeitet. Der unauflösliche Konflikt ist ständig präsent, schon weil Leonora auch als ihr gedanklicher Schatten nicht selten auf der Bühne zu sehen ist. Sie ist klar der Dreh- und Angelpunkt.

Die Inszenierung wirkt auch deswegen so gelungen, weil das variable Bühnenbild (Volker Hintermeier) herausragend ist. Erst wirkt es kammerartig am Vorderrand der Bühne. Es folgt eine Art Barrikade mit dem Nachbau eines russischen Kriegerdenkmals. Hier lässt sich das angedeutete Schlachtengeheul ausgezeichnet optisch platzieren. Selbst die Statue muss irgendwann ohne Haupt leben. Schließlich wäre da noch das Kloster, das beeindruckt. Es ist eine flexible Wand aus LED-Röhren, eine Art optische Erleuchtung, die die große Aalto-Bühne kaum besser ausfüllen könnte. Besonders die Aufnahme Leonoras in den Orden ist sehr stimmungsvoll, fast schon feierlich. Es ist ein Ort der Ruhe und der Stille. Bis auch hier schließlich die Kugeln fliegen und Blut vergossen wird. Sehr geschickt hat man ganz vorne einen Transparenten Vorhang eingebaut, der kaum sichtbar, aber als Projektionsfläche für Szenen und Stimmungen bestens geeignet ist. Auf diese Art und Weise wird dem Krieg auf der Bühne das Martialische genommen, bzw. die großen Augen Leonoras spiegeln ihre Ängste und Sorgen wieder. Man nutzt den gesamten Bühnenraum stilistisch sehr geschickt.

Musikalisch überzeugen die Essen Philharmoniker auf ganzer Linie, wobei man erwähnen muss, dass das Orchester an diesem Abend gefühlt die Nebenrolle spielt. Zu bildgewaltig ist die Bühne und zu schicksalshaft die Handlung. Trotzdem begleitet es die Szenen immer passend zur Stimmung. Es nimmt die Spannungen und Ereignisse musikalisch sehr gut auf, hier mal eine Pauke und da die liebliche Harfe.

Szenisch und optisch ist diese Oper ein echter Leckerbissen. Es wird einem ständig verdeutlicht, dass ein anderes Ende gar nicht möglich erscheint. Was aus Alvaro werden soll, das bleibt offen.

Datum: 23. November 2024

www.theater-essen.de

Oper 'La Forza ...' im Aalto Theater, Foto: Alvise Predieri

Oper 'La Forza ...' im Aalto Theater in Essen

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