Wie lässt sich eine einstündige Mittagspause in Düsseldorf besser nutzen, als besondere Orte in der Stadt aufzusuchen und zu entdecken. Folge 3 der Reihe „60 Minuten Düsseldorf“ widmet sich der Neugestaltung des Bahnhof Düsseldorf-Derendorf, der bis hinein nach Pempelfort reicht. Der ehemalige Rangierbahnhof Düsseldorf-Derendorf hat in den letzten 15 Jahren eine sehr sichtbare Wendung erlebt. Auf einem langen Streifen von Derendorf bis Pempelfort sind auf 36 ha zahlreiche moderne Wohnungen, Gewerbeflächen sowie weitläufige, grüne Oasen entstanden. Die moderne Architektur sticht ins Auge. Dabei sah es seit dem 19. Jahrhundert hier völlig anders aus. Die Eisenbahn brachte den wirtschaftlichen Aufschwung mit sich. Die Brauerei Schlösser und ein Schlachthof siedelten sich an. Später kamen Speditionen hinzu. Über die optische Qualität des Viertels damals wie heute lässt sich sicher streiten. Ein trauriges Kapitel spielte sich zwischen 1941 und 1945. Die Nazis deportierten mindestens 6.200 jüdische Menschen. Eine Gedenktafel und ein letzter Rest an Schienenstrang erinnert an dieses düstere Kapitel. Erst wurden die jüdischen Mitbürger im Schlachthof ihrer Habseligkeiten beraubt, um sie nach einer Nacht dort in verschiedene KZs zu transportieren. Glücklicherweise vergisst man dieses Kapitel nicht, auch wenn der Gedenkort eher unauffällig wirkt. Um 1990 wurde der Güterbahnhof aufgegeben. Ein Szeneleben mit u. a. einem Café ließ eine besondere Atmosphäre aufkommen, ein Zwischenstadium, während die Stadtplaner erste Gedanken formulierten. Im Frühjahr 2005 begann der Abriss. Die heutige Architektur soll an die französische und die New Yorker Wohnkultur angelehnt sein, was man durchaus erkennen kann. Die mehrgeschossigen Bauten vermitteln von außen gehobene Wohnverhältnisse für Bürger, die mit finanziellen Mitteln gut ausgerüstet sind. Man kann durchaus von einer Gentrifizierung sprechen. Die alteingesessenen Bürger von damals werden sich die aktuellen Miet- oder Kaufpreise nicht mehr leisten können. Immerhin durften sich einige Graffiti-Künstler auch durchaus kritisch verewigen. Man entdeckt besprühte Wände zu Themen wie Polschmelze, Juden-Deportation, gesellschaftliche Vielfalt oder Einsamkeit durch soziale Medien und Smartphones. Dem Geldbeutel der Anwohner entsprechend ist das neue Viertel gut ausgestattet. Eine moderne Kita mit viel Spielraum für die Kleinen ist zentral vorhanden, wie auch gute Bildungsmöglichkeiten. Ein sehr modernes Gebäude ist Teil des Campus der Fachhochschule Düsseldorf. Die Eigentümer der angrenzenden Altbebauung profitierten ebenfalls von der Aufwertung des Viertels. Hier wurde renoviert. Dieses Viertel ist ein mögliches Beispiel, wie man ein optisch wenig attraktives Gebiet mit einer kompletten Neugestaltung zum schicken In-Viertel für Neureiche verwandelt, mit allen Vor- und Nachteilen für die Stadtgesellschaft. Datum: 30. März 2024 |
'60 Minuten Düsseldorf' - Folge 3: Neugestaltung des alten Güterbahnhofs Derendorf/Pempelfort, Foto: Jehle nächstes Foto |