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Ballett 'Cinderella' im Aalto Theater
Das Aalto Theater in Essen zeigt die international gefeierte Choreografie „Cinderella“ von Jean-Christophe Maillot zur Komposition von Sergej Prokofjew. Der Abend ist fantastisch, klassisch mit ein paar modernen Einflüssen.

Dieser wunderbare Choreografie ist erstmals in Deutschland in einem Theater mit einer eigenen Kompanie zu erleben. Das Aalto hatte die große Ehre. Jean-Christophe Maillot war bei der Premiere selbst vor Ort, wurde vom Publikum gefeiert.

Entgegen dem Trend des zeitgenössischen Tanzes setzt man in Essen auch mal auf rein klassischen Tanz mit Spitzentanz. Die Kompanie soll diese Art des Balletts nicht völlig vergessen. Dabei kommt die klasse Bühne (Ernest Pignon-Ernest) nicht zu märchenhaft daher, modern und sehr variabel, mit Beamern geschickt bespielbar. Glatte Formen werden künstlerisch aufgebrochen und gelungene Farbstimmungen erzeugen wunderschöne Bilder, künstlerisch verzerrte Spiegel inklusive. Romantische Momente gibt es in Weiß oder Gold. Mit dem Violett kommt der Feenzauber. Gold ist die Farbe der Hoffnung. Es ist eine klare Tanzsprache ohne Experimente, klassisch im modernen Rahmen. Die Handlung wirkt gestisch gut nachvollziehbar. Musikalisch ist alles auf den Punkt getanzt, wirklich jeder Schritt und jede Armbewegung, topp. Die Charaktere werden so sehr gut herausgearbeitet, mal traurig, schwungvoll, melancholisch oder hell. Stimmungen wechseln hervorragend ab. Dabei geht auch ein Lob an das Licht. Es wurde von Dominique Drillot konzipiert, eine insgesamt französische Zusammenarbeit. Jean-Christophe Maillot brachte sein eigenes Kreativteam mit nach Essen.

Hier treffen inhaltlich zwei Welten aufeinander, die bodenständig reale und die märchenhaft künstlich überzeichnete mit gutem Slapstick. Cinderella (Sena Shirae) und der Prinz (Kieren Bofinger) sind optisch lange Zeit sehr unterschiedlich gekleidet, Gegensätze, die sich anziehen. Insgesamt erlebt man wunderbare Kostüme (Jérôme Kaplan). Dabei trägt Cinderella keinen gläsernen Schuh, sondern Goldstaub am nackten Fuß. Als Fee zieht Yuki Kishimoto ausgezeichnet die Fäden. Es geht in erster Linie darum, die Trauer über den Tod der Mutter zu überwinden, nicht den besten Ehemann finden. Die Fee zeigt Cinderella einen möglichen Lebensweg auf, wieder glücklich zu werden. Ihr Vater (Enrico Jozef Vanroose) steht unter den Fittichen der Stiefmutter (Mariya Tyurina), die nur ihre eigenen Mädchen (Anna Maria Papaiakovou/Silvia Insalata) unterstützt. Die Aggression der Stifschwestern sowie die Dominanz der neuen Frau an Vaters Seite sind szenisch nicht zu übersehen, wie auch die Leidenschaft des Prinzen für Cinderella.

Höhepunkt ist der sehr emotionale Ball, auf dem Cinderella mit Hilfe der Fee der Hoheit begegnet. Da springt das Herz mit der Musik. Ganz am Ende gestehen sich Cinderella und der Prinz ihre Zuneigung im gemeinsamen goldenen Outfit, begleitet von einem Goldregen von oben. Mehr Glück kann es es kaum regnen. Die Fee hat ausgezeichnet gewirkt.

Nicht wenige junge Menschen weilten bei der Premiere unter den Gästen. Wenn die Kurzen freudig hüpfend und die Eltern strahlend den Saal verlassen, dann weiß man spätestens hier, dass es eine kurzweilige und hochklassige Inszenierung für alle Generationen ist.

Datum: 19. April 2025 (Premiere)

www.theater-essen.de

Ballett 'Cinderella' im Aalto Theater, Foto: Hans Gerritsen

Ballett 'Cinderella' im Aalto Theater

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