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Ein wirklich außergewöhnliches Buch ist „Odyssee nach Westafrika“ von Markus Steiner. Seine Liebesgeschichte mit tiefgehenden gesellschaftlich-kulturellen sowie politischen Eindrücken ist sehr spannend zu lesen. Markus Steiner ist u. a. Reisejournalist, allerdings einer der besonderen Art. In diesem Buch hat er sich die Route von Lissabon nach Bissau in Guinea zur Aufgabe gemacht, 4.500 km lang. Dort möchte er Mara besuchen, die er in Lissabon kennengelernt hat und nicht missen möchte. Der Road-Trip nach Guinea ist mehr als abenteuerlich, Verhältnisse, die man sich in Europa so wohl eher nicht vorstellen kann. Es geht im doppelten Sinne um Grenzerfahrungen, kulturelle Besonderheiten und die Überwindung von Schwierigkeiten, die auf den ersten Blick ausweglos erscheinen. Erst einmal in Tanger angekommen öffnet sich ihm eine bunte Welt voller Armut. Junge, oft gut ausgebildete Männer, suchen ihren Platz in der Welt. Marokko hat für sie keine Arbeitsplätze. Hübsche, junge Frauen ernähren nicht selten ihre Eltern und Geschwister mit Jobs im Hotel, illegale Prostitution. Die 14 km rüber nach Spanien sind täglich verlockend, denn in Tanger kann man sich nur mit Drogenhandel, Drogenanbau oder anderen illegalen oder erniedrigenden Jobs über Wasser halten. Das Königshaus lässt seine Bevölkerung durch Erniedrigung und Drohgebärden ordentlich bluten. Eines ist hier bereits klar. Ohne Korruption an jeder Ecke geht in Westafrika überhaupt nichts. Das passende Scheinchen in der Hosentasche macht fast alles möglich. Markus Steiner skizziert sehr detailreich und gut beobachtend die Lebensverhältnisse, die Sorgen der Menschen und ihre Hoffnungen. Was bedeutet ihnen Freiheit und wirkt sich der Klimawandel hier und da aus? Auch eine Sandmafia ist dick im Geschäft. Man muss viele Leute kennen, um hier zu überleben. Hinzu kommen politische Unruheherde, staatliche Unterdrückung und Rassismus unter den Völkern, z.B. zwischen Arabern und Berbern. Die Chinesen pressen sehr geschickt die Menschen in Guinea aus, um günstig an Rohstoff-Lizenzen zu kommen. Trotzdem versuchen die Menschen ihre Traditionen zu bewahren, zusammenzuhalten. Die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen machen es ihnen aber nicht leicht. Durch die Westsahara geht es nach Mauretanien, wo es noch chaotischer als in Marokko ist. Über Dakar gelangt Markus Steiner schließlich nach Guinea, wo die Realität die Vorstellungen von einem halbwegs guten Leben schnell zerstören wird. Dieses Buch ist sein Geld mehr als wert, weil es Eindrücke aus einer Gegend liefert, die uns so medial sonst kaum näher gebracht wird, jenseits aller Pauschalreiseziele und ganz dich dran an den Menschen. „Odyssee nach Westafrika“, Markus Steiner, Reisedepeschen, 288 Seiten, 18,6 × 12,6 × 2,7 cm, gebunden, ISBN 978-3-96348-039-3 Datum: 13. Mai 2025 www.reisedepeschen.de |
Cover, Foto: Reisedepeschen![]() |