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Das intelligent verfasste Buch „Die rollende Venus“ von Anja Krystyn, erschienen im Verlag R. G. Fischer, befasst sich mit mit den ganz normalen Abgründen des Lebens, mit der Sorge um den Wohlstand und alltäglichen Problemen, bzw. ihren möglichen Lösungen. Anja Krystyn ist Journalistin. Einst sehr aktiv, sitzt sie nun im Rollstuhl. Mit ihrem sehr feinen und kritischen Blick beobachtet sie ihre Umwelt, sieht sich selbst oder ihr nahe stehende Menschen damit beschäftigt, die mehr oder weniger dunklen Seiten des Lebens zu bewältigen. Wie geht man mit einer Einladung von Ex-Kollegen um, die man nicht wirklich sympathisch gefunden hat. Wollen sie einen vorführen oder war die Wertschätzung vielleicht doch größer als gedacht? Sie beschreibt sehr genau unseren Pessimismus bezüglich des wirtschaftlichen Abstiegs, obwohl wir noch lange nicht hungern müssen. So manche gesellschaftliche Depression ist herbei geredet. Ist das Glück ihrer Freundin wirklich perfekt, so mit beruflich erfolgreichem Ehemann, Kindern und einem schickem Haus mit Pool? Kann man Glück überhaupt definieren? Der Ukraine-Konflikt wird thematisiert, global kein einfaches Thema, aber inhaltlich gut zerpflückt. Eine Geschichte handelt von eigenen Erfahrungen, von einem Sturz in der Wohnung. Die Hilflosigkeit muss man als allein lebende Rollstuhlfahrerin zu händeln wissen. Das Bildungssystem wird hinterfragt. Haben nur Kinder aus wohlhabenden Familien die besseren Karrieren oder können auch Fleiß und Durchsetzungskraft zu beruflichem Erfolg führen? Manchmal sind auch Seilschaften ganz hilfreich, wenn man rechzeitig erkennt, wie der Hase in der neuen Firma so läuft. Als Schülerin mit Migrantionshintergrund in einer bayerischen Schule hatte Anja Krystyn so ihre Probleme mit neuen Freundschaften. Mit dem fremden Mädchen spielt man nicht. Die jungen Leute charakterisiert sie am Beispiel ihres Patenkindes Alexandra. Bücher nimmt die nicht zur Hand, eher ihr Handy. Junge Menschen können sich heute kaum mehr auf längere Texte konzentrieren, Wissen ansammeln. Nach dem Abbruch des Studiums jobbt sie als Kellnerin, mit ungewissem Ausgang. Wie es sich anfühlt, auf einer Veranstaltung sitzen gelassen zu werden oder zuzusehen, wie die Freundin sich plötzlich eine neue Wohnung sucht, um doch verheiratet zu bleiben, auch das wird sehr gut lesbar beschrieben. Die Rolle der Frau in Beziehungen taucht immer wieder als Thema auf, ohne feministisch zu schreiben. Es ist ein Buch, welches unsere Zeit und uns ausgezeichnet beschreibt und dabei nicht schwafelt oder vom hohen Ross herab Ratschläge gibt. Es mahnt, die Dinge manchmal nicht ganz so pessimistisch zu erachten, Probleme rechtzeitig anzugehen und die Fakten immer sensibel und anpackend zu hinterfragen. Es liest sich einfach gut. „Die rollende Venus“, Anja Krystyn, Verlag R. G. Fischer, 218 Seiten, Paperback, ISBN 9783830119517 Datum: 10. Februar 2025 www.anjakrystyn.eu |
Cover, Foto: Verlag R. G. Fischer![]() |