Mit dem guten Buch „Unter Nachbarn“ thematisiert Bernd Imgrund ein alltägliches Verhältnis vieler Menschen, das nicht immer ganz einfach ist. Jeder hat irgendwie seine Nachbarn, näher oder weiter entfernt. Es ist eine Definitionsfrage, auch wenn um Stadtviertel geht, die eng zusammen halten. Im Viertel hat man mehr als einen Nachbarn. Andere hingegen suchen sich abgeschlossene Wohnanlagen mit Mauer und Zaun, wo nur Zutritt hat, wer auch Nachbar ist. Hier ist die Nachbarschaft hinter der Mauer oft nicht so gut auf ihre offenbar reichen Nachbarn zu sprechen. Gentrifizierung und Ghettoisierung gehen oft einher. Überhaupt, es gilt die Frage nach einem Zaun oder einer offenen Grenze zum Nachbarn. Die meisten neigen doch eher zum Zaun, den zu viel Nähe kann auch Gefahr bedeuten. Früher traf man sich in der Kneipe um die Ecke, war sich nahe. Heute liefert der Bestelldienst das Bier nachhause. Nachbarschaft gibt es auch zwischen Dörfern und Staaten. Deutschland und Frankreich verstehen sich wieder. Manch ein grenznaher Bewohner fährt auch gerne mal ins Nachbarland, weil es hier oder da günstiger ist einzukaufen. Die Privatsphäre ist ein wichtiges Thema für uns. Abends schaut man gerne mal in die erleuchteten Räume der Nachbarn, wenn die Vorhänge noch nicht zugezogen sind. In den Niederlanden bevorzugt man bodentiefe Fenster meist ohne Vorhänge. Nachbarn sehen alles und tratschen gerne. Die liebe Nachbarschaft ist eine sehr zwiegespaltene Angelegenheit. Fest steht, dass man sich Freunde aussuchen kann, Nachbarn nicht. Ganz ohne Nachbarn geht es aber auch nicht. So bleibt das Thema immer auf dem Schirm. Diese schöne Buch beschreibt lesenswert viele Facetten von Nachbarschaft. Es gibt mehr als man denkt. „Unter Nachbarn“, Bernd Imgrund, Hirzel Verlag, 180 Seiten, 13 x 19 cm, gebunden, ISBN 978-3-7776-3490-6 Datum: 23. März 2025 www.hirzel.de

Cover, Foto: Hirzel Verlag