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Tanzabend 'Blaubart 2.0' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen
Mit dem Thema „Blaubart 2.0“ begibt sich die MiR Dance Company tänzerisch in die Welt der Täuschung und Erkenntnis. Die Contemporary-Fassung von Choreograf Andrea Costanzo Martini betritt stilistisch keine ausgetretenen Pfade.

Blaubart lebt auf einem Schloss, welches Geheimnisse birgt, so das Märchen aus dem endenden 17. Jahrhundert. Als seine Geliebte das Verbot missachtet, hinter die eine verschlossene Kammer zu blicken, erfährt sie die Wahrheit über ihre Vorgängerinnen, die alle dort ihr Leben gelassen haben. So die Geschichte.

Die Übertreibung von dem Streben nach Macht und dem Drang, alles kontrollieren zu wollen, wendet sich ins Absurde, mit stets der guten Portion Humor, Slapstick und Satire inklusive. Ist die entdeckte Wahrheit aber wirklich die wahre Begebenheit? Machen wir aus großen Geheimnissen nicht unsere subjektive Tatsache? Werden wir vielleicht bewusst getäuscht? Was ist bedrohlicher, die böse Vorahnung oder die gesehenen Tatsachen? Blaubart muss jedenfalls keine Energie mehr aufwenden, seine dunklen Seiten zu verbergen und für sie nimmt die scheinbare Wahrheit ihr ein wenig die Angst.

Die TänzerInnen wechseln immer wieder ihre Rollen, mal sind sie Blaubart, mal ein Opfer. Geheimnisvolle Türen bilden den Hintergrund des Bühnenbildes. Sie gehen auf und zu. Personen erscheinen oder enden als Verstorbene dahinter, das große Sterben als locker-leichtes sich von der Welt verabschieden. Dabei wird gerne und viel gesprochen, oftmals auch eine Täuschung, denn viel davon ist Playback, was ganz offen angesprochen wird. Zwischendurch werden sogar bekannte Teile aus anderen Märchen eingewoben. Was ist denn die Wahrheit dieser Geschichte? Es war einmal ein Mann oder war es doch eine Frau? Man streut Zweifel, bis man selbst alle geglaubten Tatsachen dieses alten Märchens infrage stellt. Schön ist dabei das sich sehr wandelnde Bühnenbild, entworfen von Andrea Costanzo Martini und Giuseppe Spota.

Tänzerisch ist eine Mischung aus Dynamik und Slapstick-Einlagen. Die Tanzsprache ist deutlich. Das Mimische wird während der Textpassagen gut umgesetzt. Kleine, schnelle Gesten mit den Händen genügen da schon. Manches wird auch in ihrer eigenen Sprache live gesprochen, vielleicht sogar sehr Persönliches. Es ist nicht nur Tanz, sondern auch ein Stück dargebotene Philosophie, die Andrea Costanzo Martini mit den TänzerInnen gemeinsam erarbeitet hat.

Musikalisch bewegt sich der Abend zwischen barocken Tönen und elektronischer Musik. Es ist kein Tanzabend im herkömmlichen Sinne. Die Textpassagen sind doch ziemlich prägend, machen die Gedanken und Zweifel hinter dem Blaubart-Stoff auf humorvolle Art klarer und deutlicher. Kann man mögen, muss man aber nicht.

Datum: 1. März 2025

musiktheater-im-revier.de

Tanzabend 'Blaubart 2.0' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen, Foto: Zoran Varga

Tanzabend 'Blaubart 2.0' im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen

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