Mit einer hervorragenden Inszenierung der Oper „La Cenerentola“ von Rossini startet das Aalto Theater in Essen in die Adventszeit. Die humorvolle Geschichte rund um den verarmten Adel, Wechselspielchen, Eifersucht und die Liebe überzeugt auf ganzer Linie. Regie führte Bruno Klimek. Wenn sich der Adel zum Affen macht, dann ist das heute noch genauso unterhaltsam und humorvoll wie zu Zeiten von Rossini. Er schrieb die Oper auf der Basis des Stoffes um Aschenputtel in nur 24 Tagen. Das merkt man des selten gespielten Werks nicht an. Man hat an einigen Stellen die Handlung nachvollziehbarer gestaltet, kleine Unstimmigkeiten optimiert. Die Fee ist hier zunächst ein Müllhaufen mit Säcken, aus dem ein Bettler (Baurzhan Anderzhanov) hervor kriecht. Es ist ein Philosoph mit magischen Kräften. Das Aschenputtel heißt Angelina (Liliana de Sousa). Sie zeigt ihrem möglichen Gatten Don Ramiro (Mykhailo Kushlyk) die kalte Schulter, lässt ihn eiskalt und emanzipiert auflaufen. So hat man den ursprünglich märchenhaften Stoff für die heutige Zeit sinnvoll uminterpretiert. Die duldsame Ehefrau ist nicht nur in Adelskreisen Geschichte. Die Partitur wirkt musikalisch mitreißend, gefühlvoll, ein wenig jazzig und immer am Puls der Szenen, ein Genuss zu lauschen. Die Essener Philharmoniker unter der Leitung von Tommaso Turchetta, der als Rossini-Experte diese Oper erstmals dirigieren darf, erzeugen sehr interessant ein wunderbares Klangbild, inklusive alter Toneindrücke. Stimmlich gibt es nichts zu meckern. Oftmals ist eine schnelle Sprache, schwierig zu singen. Auf das Schauspielerische wird viel Wert gelegt. Auch der Chor passt wunderbar zum Geschehen. Ein Extrasternchen bekommt Jens Kilian für die Bühne. Sie besteht aus einer angeschrägten Fläche. Außer einem Putzwagen für Angelina findet man keine weiteren Requisiten. So bleibt viel Platz für den Gesang, tolle Kostüme (Tanja Liebermann) gute Schauspieleinlagen und den Chor. Die Menschen auf der Bühne stehen im Mittelpunkt, kein aufwendiges Bühnenbild. Im Laufe der Zeit wird die Ebene durch zwei Kronleuchter, eine adlig-rote Hinterwand sowie einen Blümchenboden geschickt ergänzt. Alles harmoniert wunderbar miteinander, ein echter Augenschmaus. Das lässt sich ebenfalls für die Kostüme sagen. Sie führen die trotteligen Adligen schon optisch vor und schaffen klare Kontraste. Sehr gelungen sind die speziellen Kniffe der Inszenierung. Nicht selten treten die Figuren oder der Chor von hinten in Erscheinung. So lassen sich zwei Handlungsebenen sichtbar miteinander verknüpfen, eine im Vorder- und eine im Hintergrund. Spektakulär ist ein so genanner Wirbelwind auf der Bühne zu erleben. Seine Rolle darf jeder für sich deuten. Dieser Abend ist drei Stunden lang beste Unterhaltung ohne Verblichene. Nur drei adlige Deppen bleiben vorrangig übrig, bloßgestellt von der selbstbewussten Angelina, die der Rolle als zukünftige Prinzessin die rote Karte zeigt und den stolzen Abgang macht. Datum: 7. Dezember 2024 www.theater-essen.de |
Oper 'La Cenerentola' im Aalto Theater in Essen, Foto: Matthias Jung nächstes Foto |