Einen sehr guten Tanzabend präsentierte die Kompanie VIADANCE aus Frankreich im Ringlokschuppen in Mülheim. Mit dem Stück „Akzak“ kreierten TänzerInnen vielerlei Herkunft einen neuen, gemeinsamen Tanzstil. Anfang der 90er Jahre wurde die Kompanie gegründet. Angesiedelt ist man heute am nationalen Choreografen-Zentrum im in Montpellier. Man gewann einige Preise. Themen ihrer Stücke sind oft verschiedene Identitäten, Ressentiments oder politische Inhalte, wie auch bei „Akzak“ (türkisch, bedeutet der Rhythmus zwischen einander). Es dreht sich um die „Kreolisierung“, also wenn aus verschiedenen Kulturen eine neue, gemeinsame erwächst. Das trifft auch auf die Akteure zu. Die TänzerInnen haben verschiedene Herkünfte, sie stammen aus unterschiedlichen Kulturkreisen, z.B. Marokko, Sri Lanka, Tunesien, Ägypten, Madagaskar oder Frankreich. Sie tanzen mit und ohne klassische Tanzausbildung. Eine Einheit bilden und Identitäten bewahren lautet das Motto, alle bringen etwas von sich ein. „Kreolisierung“ ist ein philosophischer Begriff, ein Hybrid mit ungewissem Ausgang, das auch Turbulenzen, Konflikte sowie brisante Themen in unserer Gesellschaft inhaltlich erfasst. Tänzerisch könnte man es als Utopie in Körper fassen bezeichnen. Héla Fattoumi und Éric Lamoureux verfolgen als Leiter der Kompanie diesen Dankansatz. Optisch ist es ein Boden mit weichem Granulat mit Anti-Rutsch-Effekt und Wüsten-Look. Obendrein erzeugt er Geräusche. Der Rhythmus ist eng vorgegeben als Struktur. Man folgt der Live-Percussion. Sie gibt den Takt vor, die TänzerInnen folgen ihr mit fester Choreo plus eigener Improvisation. Die Percussion ist ein klasse Rhythmusgeber für das Geschehen, inklusive musikalisches Kopfkino. Ergänzt werden die Töne durch das Stampfen und Klatschen der TänzerInnen, total energetisch, mit ganz neuen Tanzeindrücke, voller Lebensfreude und positiver Energie. In einer Szene spielen sie mit LED-Licht im Dunkeln. Die LED-Rechtecke tanzen dynamisch auf und ab, ehe sie sich zu einem Block zusammen finden. Gerne arbeiten sie mit Boomwhakers, eigentlich Kinderinstrumente. Diese Plastikröhren erzeugen sie verschiedene Töne und Halbtöne. Schlagt man sie auf die unterschiedlichen Körperteile werden sie zum Orchester mit richtig Rhythmus. Symbolisch können sie verbindende Elemente, eine Waffe oder einen Staffelstab darstellen. Die Deutung ist jedem Betrachter selbst überlassen. Es war ein toller Abend mit vielen neuen Eindrücken und Utopien, ein großes, kreatives Tanz-Erlebnis. Datum: 25. Oktober 2024 www.ringlokschuppen.ruhr |
Tanzabend 'Akzak' von Viadance im Ringlokschuppen in Mülheim, Foto: Laurent Philippe nächstes Foto |