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Das Projekt "Zeit-Räume-Ruhr" ist ein Versuch, die Erinnerungsgeschichte des Ruhrgebiets zusammenzufassen. Auf dem Welterbe Zollverein trat man sich zum zweitägigen Konvent, um die Kernthemen zu diskutieren. Unter Regie des Ruhr Museums trafen sich zahlreiche Fachleute und Inter- essierte. In einem ersten großen Einführungsvortrag referierte Prof. Dr. Ulrich Herbert, ein gebürtiger Mülheimer. Bis zum Abi in den 1960ern kannte er gar nicht die Gegenden außerhalb der Stadtgrenze kaum. Watt und Datt waren verpönt. Die zwei Stunden bis zum RWE-Stadion waren mit dem ÖPNV eine kleine Weltreise. Nach Essen führ man zweimal im Jahr zum Schlussverkauf. Dortmund war ganz weit weg. Erst als Aushilfs-LKW-Fahrer lernte er die Region kennen. Zollverein war für ihn eine viel zu laute Drecks- maschine. Das Bewusstsein, dass solche Orte heute als erhaltenswert ein- gestuft werden, entwickelte sich langsam seit den 1980er Jahren. Zum wirt- schaftlichen Höhepunkt der Region in den 1930er und 1940er Jahren war daran nicht zu denken. 1959 begann der Abstieg mit ersten Zechenschließ- ungen. Trotzdem hielt das Kartell aus Industrie, Gewerkschaften und Politik lange an den alten Wirtschaftszweigen fest, was den heutigen Struktur- wandel verzögerte. Er sprach die Historisierung an, der Pott als Museum. Wir haben mehr als 200 Industriedenkmäler. Blendet die Erinnerung den Blick für die Zukunft aus? Ist das Erhaltungsinteresse größer als die wirtschaftliche Perspektive? Er ist skeptisch, was die Zukunft betrifft. Beim Thema Landschaft und Stadt ging es um die Emscher, die Halden und die Kanäle. Die einstige Kloake Emscher wird für riesige Summen renaturiert. Der ursprüngliche Zustand lässt sich aber nicht wiederherstellen. Im 35 km langen Emschertal sollen wieder Wildpferde heimisch werden. Viele haben negative Erinnerungen an die Emscher. Sie stank immer so schrecklich, verhinderte aber kanalisiert diverse Seuchen. Die Halden bekommt man so schnell nicht weg. Heute sind das positive Erinnerungsorte. Als diese noch verbotene Zonen waren, war es ein Sport unter den Jugendlichen, dort hinauf zu klettern. Von oben sah man dann seine Stadt. Das ist heute noch immer so, nur legal. Nur von oben kann man seine Region wirklich begreifen. Land- marken machen jede Halde zudem einzigartig. Die Halden machen die Materialität und die Arbeit des Ruhrgebiets sichtbar. Im Kanal zu baden war schon 1914 verboten. Trotzdem wurde es immer ignoriert. Bis in die 1950er Jahre war es ein Problem für die Schifffahrt. An warmen Tagen enterten bis zu 50.000 Schwimmer pro Tag die Schleppkähne. Unter den Schiffen durchzutauchen oder von Brücken zu springen waren echte Mutproben für Jugendliche. Der Bereich Kultur und Freizeit birgt viele Erinnerungsorte. Als Beispiele wurden die Folkwang-Bewegung, die Kulturhauptstadt und die Arbeiterliteratur thematisiert. Das Folkwang Museum zog von Hagen nach Essen. Trotzdem sind die architektonischen Wurzeln in Hagen noch heute sichtbar. Bei der Kulturhauptstadt sind die Orte und die großen Events in Erinnerung geblie- ben. Das Still-Leben auf der A40 bleibt positiv als Mythos gespeichert. Die Arbeiterliteratur von vor Jahrzehnten zeigt zwar die Realität der Arbeitswelt auf, ist aber nur Experten ein Begriff. Industrie und Arbeit als Begriff sind prägend für die Region. Alles musste sich der Industrie unterordnen. Der Strukturwandel und die Gründung der Universitäten hängen eng zusammen. Mit dem Ende von Kohle und Stahl zerfielen die Milieus. Es gab fortan verstärkt Verlierer und Gewinner. Die sozialen Gräben wurden größer. War es früher noch der Zusammenhalt bei Grubenunglücken, so musste nun jeder selber schauen, ein Gewinner zu sein, also auf die Uni zu gehen, auch als Arbeiterkind. Die Ruhr-Uni Bochum ist für viele deshalb ein Erinnerungsort, schon weil sie gerne auf ihre archi- tektonische "Schönheit" reduziert wird. Heute ist die A40 eine klar gezogene Grenze. Der Norden wurde oft zum sozialen Brennpunkt. Jedes dritte Kind im Revier lebt von Hartz 4. Die Kinder sind die größten Verlierer der Modernisierung alter Arbeitswelten. Spannend wurde es bei den medialen Erinnerungsorten. Der WDR war als Redaktion zu Gast, dazu der Filmemacher Werner Kubny und der Filmhis- toriker Paul Hofmann. Gemeinsam mit der Redakteurin Beate Schlanstein konnte man in Zusammenschnitten verschiedene WDR-Dokus zum Ruhr- gebiet auf der Leinwand erleben, alte Schwarz-Weiß-Filme, wie auch neue Produktionen. Der Pott ist ein echter Quotenhit im WDR-Fernsehen. Die unterschiedliche Ästhetisierung der Region war interessant zu sehen. Während es früher eher Reportagen im Vorabendprogramm waren, spielt man heute eher mit lauten und heldenhaften Bildern, unterlegt mit Richard Wagner. Eine gewisse Romantisierung der Arbeit ist diesen Dokus nicht abzusprechen, wobei die Arbeiter sich oft selbst sehr männlich und helden- haft in ihren Erinnerungen an ihre Arbeitszeit darstellen. Die Filmschnipsel zu den Kruppianern auf der Villa Hügel und in Rheinhausen, zur Zeche Hugo, zum Job im Kruppschen Konsum oder zum Damals und Heute auf Zollverein waren klasse. Der WDR hat seit 1956 ein riesiges Archiv zum Ruhrgebiet aufgebaut. Die, die es am besten kannten, saßen auf der Bühne. Eine Buchdokumentation des Projektes ist für dieses Jahr geplant. Datum: 26. Juni 2016 (erster Tag) www.zeit-raeume.ruhr |
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