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Die Theaterlandschaft im Revier ist momentan sehr bunt, wild und modern. So probiert es das Theater Oberhausen mal mit einem Schwank, der "Pension Schöller" von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby. Martin Laberenz inszenierte das gelungene Stück modern und mit Tiefe, kein Schwank im traditionellen Sinn mit sonst unvermeidlichen Schenkelklatschern. Es beginnt mit jeder Menge Alkohol und der Einführung der Personen. Philipp Klapproth (Jürgen Sarkiss) möchte seinen Neffen Alfred (Mervan Ürkmez) bei der Selbstständigkeit finanziell unterstützen. Als Gegenleistung wünscht er sich einen Abend in einem Irrenhaus. Das ist nicht in der Nähe, aber die Pension Schöller kommt da nahe heran. Nachdem jeder im Café seine charakterliche Visitenkarte abgegeben hat, treffen sich alle abends bei Schöller (Klaus Zwick). Die Szenen in der Pension sind wirklich gut inszeniert. Da trifft der alte, cholerischer Major (Torsten Bauer) auf den verhinderten Schauspieler Eugen Rümpel (Christian Bayer), Philipps Schwester Ulrike (Ronja Oppelt) und ihre Töchter Ida und Franziska (Ayana Goldstein) auf Philipps Schwägerin und ihre Tochter Frederike. Die Autorin Josephine Krueger (Banafshe Hourmazdi) sammelt Geschichten für ihren nächsten Roman, während der Weltreisende Fritz Bernhardy (David Simon) sich gerne wichtig im Rampenlicht sieht. Es sind Figuren aus dem normalen Alltag, wie du und ich. Sie sind nicht perfekt, sondern haben ihre Eigenarten, auch Philipp. Er hält sich für völlig normal, betrachtet das Geschehen um sich herum von oben herab und macht sich über die Figuren lustig. Haben wir nicht alle unsere Macken? Wie definiert man Normal und Unnormal? Auf diese Fragen bekommt man überspitzt dargestellt eine unterhaltsame Antwort. Profilierungssucht und extrovertiertes Auftreten sind heute gesellschaftlich an der Tagesordnung. Für die schüchterne Ida ist gar nicht so einfach Männer kennenlernen. Eugen träumt von einer Schauspielkarriere mit einem sehr guten Ritt durch die bekannte Literatur, obwohl er kein L aussprechen kann. "König Nier" von Shakespeare und andere selbstbewusste Monologe sorgen sogar mehrfach für Szenenapplaus. Man entwickelt wirklich Mitleid mit ihm. Erfundene Lebensgeschichten sind für Josephine Kruegers Roman ein gefun- denes Fressen. Sie saugt jede echte oder erfundene Biografie auf und trägt goldene Plateauschuhe. Fritz Bernhardy möchte Philipp zwei Leoparden und Rhinozeros schenken. Philipp rasselt währenddessen blind vor Voyeurismus in den Abgrund. Das Ende des scheinbar verrückten Abends bildet eine sehr ästhetisch dargestellte Liebesszene zwischen Alfred und Franziska im fahlen Gegenlicht. Nacktheit muss nicht platt oder direkt sein. Ein Kompliment an Mervan und Ayana. Im dritten Bild, in Philipps Wohnung in Berlin, schlägt das Spiel mit Feuer gnadenlos zurück. Die nur scheinbar verrückten Charaktere besuchen dort ihren neuen Freund, einer nach dem anderen. Philipp rettet sich in Selbst- gespräche als verzweifelte Lösung. Seine scheinbare Überlegenheit schlägt in Verzweiflung und Hilflosigkeit um. Die finale Reaktion offenbart ihn als den verrücktesten Charakter aller auf der Bühne. Die Drehbühne ist im zweiten und dritten Bild toll gestaltet. Die Vorhänge der Seitenwände fallen nach und nach, lassen die Thematik so immer klarer erscheinen. Die Requisiten sind fast auf das Nötigste reduziert. Manchmal wirkt es herrlich verrucht. Das Spiel mit Licht und Nebel ist sehr gelungen. Schauspielerisch ist die Rolle des Philipp wie gemacht für Jürgen Sarkiss. Die kaputten Typen liegen ihm. Eine klasse Leistung! Mervan Ürkmez, der 2017 erst die Schauspielschule abgeschlossen hat, merkt man seine Jugend gar nicht an. Auch er verkörpert die Rolle absolut überzeugend. Egal ob die Jungspunde (Ayana, Ronja, Banafshe) oder die reifen Kollegen (Torsten, Klaus), sie holen alles aus sich heraus, sind sehr spielfreudig. Der Gast David Simon schließt sich da nahtlos an. Begleitet wird die Aufführung exzellent von Peter Engelhardt und seinen Musikerkollegen Jan Klare und Martin Thissen. Es sind die leisen Töne und immer wieder der herrliche Blues. Man schielt manchmal wirklich bewusst auf die Band, so wohlklingend ist das Arrangement gelungen. Datum: 23. März 2018, Premiere www.theater-oberhausen.de |
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