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Mit "Bilder deiner großen Liebe" von Wolfgang Herrndorf präsentiert das Theater Oberhausen eine gelungene Produktion, die ideal für den kleinen Saal ist und die Zuschauer in ihrer Art völlig überrascht. Regie führte Babett Grube. Es ist ein Stück, das sich das Haus nach 100 Tagen der Intendanz von Florian Fiedler gemeinsam ausgesucht hat. Wolfgang Herrndorf schrieb es als letztes kurz vor seinem Tod. In der Inszenierung spielt diese Tatsache keine unwichtige Rolle. Das Mädchen Isa ist 14 Jahre alt. Sie sammelt alle ihre Kraft und bricht aus einer Anstalt aus, möchte ihr Leben selbst gestalten, ohne gesellschaftliche Zwänge. Isa möchte kein Mädchen sein wie andere. Barfuß und mit einem Tagebuch als einziges Gepäck reißt sie aus ihrem bisherigen Leben aus. Es regnet, sie verletzt sich, läuft durch den Wald oder trifft Fremde, die ihr helfen möchten. Die Flucht aus der Konvention ist nicht einfach. Wie viele Konven- tionen darf man aufgeben, ohne sich in Gefahr zu bringen? Wie viel freiheit- liches Denken ist erlaubt? Isa versucht es herauszufinden. Mit jedem Tag scheint sie klarer zu sehen. Die Inszenierung ist anfangs gewöhnungsbedürftig. Das Bühnenbild besteht aus einer schwarzen Wand und dem U-förmig angeordneten Publikum. Strahler, Plastiktüten, Popcorn und andere Kleinigkeiten bilden die Ausstat- tung. Susanne Burkhard, Elisabeth Hoppe und Gastschauspielerin Nina Karimy agieren gemeinsam als Isa mit sehr reduzierten Objekten des Alltags und mit dem Publikum, das ganz nah dran ist. Sprachlich bewegt sich das Stück zwischen dem Originaltext, Alltags- und Gossensprache. Mit dem Publikum wird gerne und viel improvisiert. Davon lebt die Inszenierung auch in vielen Teilen. Die Besucher sind das lebende Bühnenbild. Kreative Anarchie. Isa unterscheidet zwischen Türen und Fenstern. Geht man durch Türen trifft man auf den Alltag und die anderen. Fenster dagegen lassen mit Weitsicht die Zukunft denken. Wie ein Schwein, eingepfercht auf einem Transporter ohne Wasser, möchte sie nicht leben. Beim Trucker, der diese lebenden Würstchen durch die Gegend fährt, stößt sie auf Unverständnis. Als Figur taucht Karin Erwig auf, eine 80-jährige Statistin. Sie sitzt zunächst eingeschränkt im Roll- stuhl, wird aber tänzerisch von den drei Schauspielerinnen auf die Beine gebracht. Mit innerer Kraft erreicht man viel. Der Weg der Autonomie kann allerdings auch den Tod bringen, wenn es immer enger wird. Teilweise weist die Inszenierung Parallelen zu Wolfgang Herrndorfs damals nahenden Tod. Immer wieder fällt man über dieses Thema. Ein toter Rehbock, ein totes Wildschwein eine sterbende Ehefrau eines Paars und deren verstorbenes Kind. Wie möchte man sterben? Mit Schlaftabletten auf dem Rand eines Hochhausdachs? Macht es einen Unterschied ob man ein Leben in 75 Sekunden oder 75 Jahren beendet, wenn man seine Freiheit lebt? Wichtig ist dabei die Liebe zu sich selbst, zum Leben und das geliebt werden, möglichst ohne zu enges Korsett. Als Autor gibt es sowieso kein Korsett, sondern nur Fantasie für gute Geschichten. Das hier ist so eine. In seine letzte Geschichte hat Wolfgang Herrndorf offenbar eine Menge persön- liche Einflüsse gelegt. Diese führen abschließend zur tollen Schlussszene, einen sehr überraschenden und nicht alltäglichen Ort hinter einer Tür. Hier wird Wolfgang Herrndorf hoffentlich nun glücklich sein. Datum: 16. März 2017, Premiere www.theater-oberhausen.de |
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