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Schaudepot vom Ruhr Museum auf Zollverein in Essen
Das Ruhr Museum in Essen hat eine neue Attraktion. Das rund vier Mio. Euro teure und imposante Schaudepot mit seinen 25.000 Objekten ist seiner offiziellen Bestimmung übergeben worden. Was von außen nichtsahnend aussieht, ist innen hochinteressant. Es besteht die Möglichkeit einer Gruppenführung, der man sich auch als Einzelperson anschließen kann.

Wer das Ruhr Museum kennt, der weiß, dass die Sammlung der einzelnen Abteilungen sehr umfangreich ist. Die Fotosammlung ist bereits schon längere Zeit in einem eigenen Gebäude untergebracht. Alle anderen Exponate, die nicht in der Dauerausstellung vertreten sind, waren bisher auf sechs Lager verteilt, bis nach Dorsten. Für die Kuratoren war das keine gute Lösung. 2014 gab es ein Programm der Bundesregierung für herausragende Projekte. Man bewarb sich mit dem längst nötigen Schaudepot und erhielt rund 3,6 Mio. Euro. 400.000 Euro kamen von der Stadt Essen. 2018 begann man mit dem Umbau der alten Salzfabrik auf dem Gelände der Kokerei Zollverein. Man hat diesem tollen Gebäude, Baujahr 1959, seine innere Struktur wieder zurückgegeben, das seit 1993 leer stand. Lange sechs Monate brauchte man für die Einrichtung, die im Frühjahr 2021 beendet war. Vier Etagen mit etwa 1.500 qm Fläche stehen zur Verfügung, zwei Innenhöfe inklusive. Rund 20% der Fläche steht noch für neue Sammlungsstücke zur Verfügung. In spätestens zehn Jahren müssen neue Überlegungen her. Im Erdgeschoss findet man diverse Büros und Funktionsräume.

Die Präsentation der Objekte ist klasse gelungen. Man fährt mit dem gläsernen Aufzug durch den Lichthof ganz hinauf und bekommt schon mal einen Überblick über die Themen Natur, Kultur und Geschichte. Die neu organisierte Ordnung funktioniert horizontal und vertikal, inklusive Zeitreisen und Zeitsprünge. Alle Kleinstobjekte zusammengefasst ergeben dabei etwa 500.000 Exemplare, die durchaus logisch sortiert sind. Natürlich wurden sie auch alle digitalisiert. Es gibt eine Zusammenschlüsse von Sammlungen in jedem Bereich. Man findet eine große Ammonitensammlung, Riesenkristalle, also uralte belebte und unbelebte Natur. Die Kultur beinhaltet Keramik, profanes und kunstvolles Glas und oft Tausende Jahre alte Archäologie, darunter einen besonderen, antiken Sarkophagen, Teile der Berliner Mauer, des alten Essener Rathauses von 1887 oder römische Gefäße mit Brandspuren aus dem Zweiten Weltkrieg. Über 100 Jahre alte Primatenschädel erzählen die Geschichte der Menschheit. Die erstaunliche Möbelsammlung aus dem 16. bis 20. Jahrhundert umfasst etwa 250 Stücke, vom Arbeiterstil bis sehr extravagant. Auch das Handwerk ist mit diversen Werkzeugen vertreten, deren Handhabung heute viele nicht mehr kennen. Es gibt militärische Gegenstände, wie auch einfachen Hausrat. Die Abteilung Geschichte umfasst Eisen und Stahl, sowie eine beachtliche Bergbausammlung. Bürohilfsmittel, sakrale Exponate, kriegerische Relikte, Dinge aus dem Haushalt, der Kindheit oder der Warenwelt.

Dieses Sammelsurium der Regionalgeschichte in eine überschaubare Ordnung zu überführen ist eine große Kunst. Der Zugriff auf die Objekte wird so extrem vereinfacht. Es zeigt auch, wie ein Museum sammelt. Die Geschichte eines Objekts ist wichtig, nicht nur das Alter, das Material oder die Form. Architekt Hannes Bierkämper vom Stuttgarter Büro südstudio hat in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Ruhr Museums ein klasse Projekt realisiert, das an jeder Ecke neue, aufregende Objekte parat hält.

Die Führungen mit bis zu 20 Personen dauern 90 Minuten. Es gibt KuratorInnen-, Senioren-, Familienführungen oder Führungen für Schulklassen. Individuelle Gruppenführungen kosten 130 Euro. Wer sich als Einzelperson anhängt zahlt 10,- Euro.

Datum: 27. Juni 2021

ruhrmuseum.de